Durch den Körper zum ganzen Menschen.

Wie physiologische Prozesse unser Leben beeinflussen.

Dr. Allan Watkins ist ein internationaler Experte der sich mit menschlicher Leistungsfähigkeit und Leistungssteigerung befasst. Er stellt in seinen Workshops und Vorträgen die Frage wie Führungskräfte bessere Leistungen erzielen können. Der Titel seines Vortrages auf TED lautet übersetzt: „Jeden Tag brilliant sein“. Watkins verwendet eine interessante Metapher um seine Forschungsergebnisse verständlich zu machen. Seine Grafik zeigt auf einfache Weise, welchen Einfluss physiologische Prozesse auf unsere Leistungen haben.

 

Das Dach des Hauses repräsentiert ein beliebiges Ziel. Es sind die Resultate die wir erzielen beim Versuchen ein Ziel zu erreichen. Watkins geht davon aus, dass wir unsere Ziele bestmöglich erreichen möchten. Es spielt auch keine Rolle was für ein Ziel damit gemeint ist. Vielleicht besser ein Instrument spielen, leichter Laufen, tiefere Beziehungen mit anderen Menschen, usw.

Das Erdgeschoss repräsentiert unser Verhalten. Es hat einen starken Einfluss darauf wie und ob wir unsere Ziele erreichen. Wenn ich etwas immer auf die gleiche Art und Weise mache, wird das Resultat sich nicht grundlegend verändern. Um ein Ziel besser zu erreichen, ist es nötig unser Verhalten zu beeinflussen.

Laut Watkins ist das Verhalten aber nicht direkt veränderbar, sondern von zahlreichen anderen Faktoren abhängig. Alleine der Vorsatz, „ich werde es diesmal ganz anders machen“, führt nicht gleich zur gewünschten Veränderung. Hinter dem Verhalten liegen Prozesse die in unserem Inneren ablaufen und eine entscheidende Rolle spielen. Die Stockwerke unter der Erde beeinflussen unser Verhalten.

Wie wir denken ist einer dieser Faktoren. Laut Watkins gibt es aber etwas fundamentaleres, dass unser Denken beeinflusst. Unser Denken wird in großem Maße davon beeinflusst was wir fühlen. Fühlen und Denken beeinflussen einander, aber das Fühlen liegt auf einer tieferen Ebene. Ich kann mir sehr wohl denken, „ich werde bei diesem Konzert kein Lampenfieber haben“, und dennoch können unabhängig davon starke Gefühle wie zum Beispiel Angst oder Panik auftreten. Watkins meint, dass es neurobiologische Gründe gibt, wieso das Fühlen in dieser Kette der prädominante Faktor ist.

Es gibt aber noch eine Ebene darunter die einen Einfluss auf unsere Gefühle ausübt. Diese Ebene nennt er die rohen Emotionen. Für Watkins sind Gefühle und Emotionen nicht ein und das Selbe. Unsere physiologischen Prozesse wiederum, beeinflussen unsere Emotionen.

Was ist nun mit Physiologie oder physiologischen Prozessen gemeint? Watkins bezeichnet sie als Datenströme. Es sind alle Informationen die zu unserem Gehirn fließen und den Zustand unseres Organismus übermitteln. Der Herzschlag, der Blutdruck, der Blutzuckerspiegel, die Aktivität im Magen und Darm, der Sauerstoffgehalt im Blut, usw. Dazu gehört sicherlich auch der Muskeltonus und unzählige andere körperliche Parameter. Diese Datenströme werden vom Gehirn registriert und verarbeitet. Rohe Emotionen sind das kondensierte Ergebnis all diesen Datenströmen. Watkins sagt dazu „E“ wie Energie, und „in Motion“. Emotionen sind laut ihm Energie in Bewegung. Zu jeden Zeitpunkt geht ein energetischer Zustand durch uns hindurch. Watkins definiert Gefühle als die bewusste Wahrnehmung dieser Emotionen.

Es kann aber auch sein, dass Emotionen vorhanden sind und wir sie nicht bewusst wahrnehmen. Wenn wir Angst haben, wird sich der Herzschlag beschleunigen, der Mund wird trocken und die Hände fangen an zu schwitzen. Vielleicht spürt man ein Unruhegefühl im Bauch. Es ist durchaus möglich, dass diese Prozesse ablaufen, ohne dass man sich dessen bewusst ist. Der Datenstrom ist vorhanden und auch die Reaktionen darauf werden ausgelöst, aber die bewusste Wahrnehmung davon bleibt aus. Auch wenn dieses Gefühl nicht bewusst wahrgenommen wird, beeinflusst es unser Denken. Es ändert nicht nur was wird denken, sondern auch wie wir denken und ob wir überhaupt klar denken können. Dieser Prozess beeinflusst unser Verhalten und daher die Ergebnisse unseres Tuns. Um also unsere Ziele zu erreichen ist es wichtig den physiologischen Prozessen Beachtung zu schenken. Laut Watkins kann man sich diese Prozesse nicht nur bewusst machen, sondern im besten Fall auch positiv beeinflussen.

Watkins fokussiert sich in seinem Vortrag auf den Herzschlag und die Atmung und die Beziehung zwischen diesen beiden Faktoren. Die Alexander Technik bietet einen ganzheitlichen Zugang, um mit diesen physiologischen Prozessen konstruktiv zu arbeiten. Wir greifen nicht direkt in die Atmung ein, sondern versuchen über den Körper am ganzen Menschen zu arbeiten. Wir versuchen unseren Organismus so koordinieren, dass alle Systeme bestmöglich ihre Funktion erfüllen können. Wir arbeiten mit Spannungszuständen und Balance und versuchen so die Wirbeln und Gelenke zu entlasten. Dadurch arbeiten wir indirekt daran, dass die Atmung sich frei und natürlich entfalten kann. Die inneren Organe werden so nicht durch Fehlhaltungen von ihrer gesunden Tätigkeit abgehalten, Blutdruck und Herzschlag können sich auf ein bestmögliches Niveau einpendeln. Wir arbeiten immer am ganzen System Mensch. Für mich zeigt dieser Vortrag sehr deutlich, dass die Alexander Technik ein gutes Werkzeug ist, um nachhaltige Veränderung zu bewirken und sowohl Emotionen, Gefühle, Denken und Handeln in diesen Veränderungsprozess mit einzubeziehen.

 

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